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SPORTZAHNMEDIZIN
 

Fit beginnt im Mund
 

Die Sportzahnmedizin ist ein noch sehr junges Fach der Sportmedizin. Häufig wird der Einsatzbereich der Zahnmedizin im Sport/Spitzensport auf die Vorbeugung (Mundschutz) und Therapie von Frontzahnverletzungen reduziert. Heute wissen wir allerdings, dass Faktoren aus der Mundhöhle vielfältige und erhebliche Einflüsse auf die Leistungsfähigkeit des Organismus haben. Dysbalancen in der Kiefermuskulatur haben Einfluss auf die Körperstatik, Entzündungen der Mundhöhle streuen Infektionen über die Blutbahn in den Körper, beeinflussen den Zuckerstoffwechsel und sind beteiligt an der Entstehung der rheumatischen Arthritis. Dies sind nur einige Beispiele dieser vielfältigen Wirkungen.

Spätestens seit bei bekannten Sportlern wie z.B. Frank Ribery, Arjen Robben oder Ilhas Bebou ein Verletzungsursache in den Zusammenhang mit Entzündungen an den Zähnen gebracht worden sind, erfreut sich diese Thematik immer größerer Aufmerksamkeit. 

Die Datenlage über Zahn-Mund und Kiefer-Erkrankungen im Sport ist allerdings noch dünn. Studien, die häufig im diesem Zusammenhang zitiert werden, sind z.B. die Ergebnisse von Ian Needleman, der während der olympischen Spiele in London 2012 Athleten zahnmedizinisch betreut hat. Er konnte bei 302 Athleten ein hohes Niveau „of poor oral health“ beobachten. So ließen sich bei 55% der Athleten Karies, bei 45% dentale Erosionen (säurebedingte Zahnschäden), bei 76% eine Gingivitis (leichte Zahnfleischentündung) , bei 15 % eine Parodontitis (schwere Zahnfleischentzündungen)  feststellen. 40% der Athleten gaben an, dass ihre Lebensqualität durch ihre Mundgesundheit reduziert sei, 18% vermuteten eine Reduktion ihrer Leistungsperformance 

(Quelle: Oral health and impact on performance of athletes participating in the London 2012 Olympic Games: a cross-sectional study; Needleman I, Ashley P, et al., Br J Sports Med. 2013 Nov 47 (16): 1054-8)

 

Dabei ist es besonders in der Sportzahnmedizin wichtig den Körper als Ganzes zu betrachten und mit anderen medizinischen Fachbereichen interdisziplinär zu handeln, da sich das Fachgebiet unmittelbare inhaltliche Schnittmengen mit der Sportmedizin teilt.

 

Das sich abzeichnende Feld der Sportzahnmedizin systematisch zu erschließen, ist Ziel der deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Prävention und Rehabilitation im Spitzensport (DGzPRsport e.V.). Dr. Christian Schwetje (Vizepräsident der Gesellschaft) und seine Frau Karin sind zertifizierte Sportzahnmediziner. Unsere Praxis ist als Standpunkt Mitte/Nord für den Bereich Niedersachsen und Teilen NRWs verantwortlich. In regelmässig Abständen wird das Wissen in einer gesonderten Fortbildungsreihe (Curriculum) an interessierte Kollegen vermittelt. Der erste Baustein dieser Fortbildungsreihe fand im Oktober 2018 im Zahnärzte Zentrum Ladeholz statt und wird nächstes Jahr im März hier auch eine Fortsetzung mit namhaften Referenten aus dem Hochschulbereich (Universitätsprofessoren) finden. Durch diese enge Vernetzung mit renommierten Wissenschaftlern wird das Gebiet Sportzahmedizin auf sehr stabiles Fundament gesetzt. 

Durch dieses Engagement wurde in einigen Fußball-Bundesligavereinen die zahnmedizinische Betreuung mit in das medizinische Screenings aufgenommen, bei Hannover 96 sogar mit einem eigens installierten Zahnarztstuhl in der Nachwuchsakademie am Eilenriedestadion.

Professionelles Volleyballspiel

Übersicht über die sportzahnmedizinischen 

Aktivitäten in Deutschland

Frontzahntrauma: Therapie und Prävention

Es gibt in Deutschland im Jahr ca. 80.000 Zahnunfälle unterschiedlichster Ausprägung. Abhängig von der Sportart liegt die Häufigkeit für Zahntraumata bei bis zu 59%. Vollkontaktsportarten weisen die höchste Prävalenz auf. Statistiken haben ergeben, dass es bis zum 17 Geburtstag wahrscheinlicher ist einen Frontzahnunfall zu erleiden als davon verschont zu bleiben. Eine Zahnrettungsbox (zur Aufbewahrung des abgebrochenen Zahnfragment oder im schlimmsten Fall des ganzen Zahnes) gehört in jeden medizinischen Notfallkofer.

 

Zur Prävention wird ein individueller Mundschutz angefertigt, der die Traumawahrscheinlichkeit um den Faktor 50 reduziert. Konfektionierte „boil-and-bite“-Produkte haben dagegen eine erheblich eingeschränktere Wirkung und einen deutlich reduzierten Tragekomfort.

 

Parodontale Infektionen 

Die Mundhöhle gilt als Haupteintrittspforte für krankmachende Bakterien. Der Zusammenhang zwischen  Zahnfleischentzündungen und Allgemeinerkrankungen, wie Rheuma, Diabetes, Gefäßverengungen, Lungenfunktionseinschränkungen, Rückenschmerzen etc. sind hinlänglich erwiesen.  

Sehr interessant ist sind auch diese Veröffentlichung aus der MHH: 

https://www.mh-hannover.de/46.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=4968&cHash=b078af07898e83d5b56dc13bd7402c90 

 

oder auch: 

https://idw-online.de/de/attachmentdata56956.pdf

 

Ein Einfluß auf die Leistungsfähigkeit eines Sportlers ist nicht vollständig zu beweisen, Denn, wie mißt man Leistung? Allerdings gilt folgende Hypothese: 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zudem kommt es zu häufigeren Verletzungen und verlängerte Rekonvaleszenzzeiten

Es ist grundsätzlich wichtig nach Frühsymptomen zu suchen und den Krankheitsprozeß frühzeitig zu eliminieren.

Kariologie und dentale Erosionen

Wegen des großen Flüssigkeitsverlustes durch das Schwitzen müssen Sportler große Mengen an Flüssigkeit zuführen. Ein Großteil der zugeführten Flüssigkeiten beinhaltet Zitronensäure (Energy Drinks). Wir konnten beobachten, dass eine große Zahl von Sportlern Säureerosionen an den

Zahnhartgeweben zeigte. Besonders in den ausdauerintensiven Sportarten müssen Sportler über Nahrungsergänzung Kalorien zuführen. Diese Nahrungsergänzung in Form von hochkalorischen Riegeln sind oft sehr süß und klebrig und könnten zu einer erhöhten Prävalenz von Karies beitragen.

 

Funktionsdiagnostik & -optimierung

Vielfach wird versucht, durch spezielle „Performance-Splints“ Einfluss auf die physische Leistungsfähigkeit zu nehmen. Obwohl dieses Feld noch

nicht ausreichend untersucht ist, machen viele Hersteller und Therapeuten gewagte, nicht evidente Versprechen zu angeblich sicheren Leistungssteigerungen. Soll die Funktion des Kiefers und damit die Muskulatur verbessert werden, kann dies nur nach einer individuellen fachzahnärztlichen Funktionsdiagnostik erfolgen. Pauschalisierende Leistungsversprechen sind in diesem Zusammenhang haltlos und als unseriös zu bewerten.

 

Weisheitszähne

Tief verlagerte Weisheitszähne erhöhen das Risiko einer Unterkieferfraktur und sind zusätzliche Infektionsherde.

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